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Sascha Schneider HWK Schwaben

Melissa Kropp und Anne Rottluff begeistern als „Malermädels“ auf TikTok und Instagram. Eine Inspiration für andere HandwerkerDie Azubis von morgen erreichen

In der bunten Welt von Instagram und TikTok dominieren Mode, Beauty und Fitness – doch auch das Handwerk kann dort Begeisterung entfachen und eine große Community erreichen. Wie das geht, zeigen Melissa Kropp und Anne Rottluff, die in den sozialen Netzwerken als die „Malermädels“ bekannt sind.

Alles begann vor rund zwei Jahren aus einer Laune heraus: „Wir hatten einfach Lust, den Leuten mal unseren Arbeitsalltag zu zeigen“, erzählt Malermeisterin Melissa Kropp. „Unser erstes Posting war nur ein Foto von uns, und kurz darauf ein Video, wie wir eine Fuge abkleben. Plötzlich hatten wir 130 Likes und dachten: Nicht schlecht, aber das können wir noch besser!“

Die Malermädels, die im Betrieb von Gisela Hipp in Neugablonz arbeiten, begannen regelmäßig Vorher-Nachher-Bilder von der Baustelle zu veröffentlichen. Neben Einblicken in die klassische Arbeit wie dem Streichen oder Tapezieren setzten sie von Anfang an auch auf humorvolle Clips. „Wir lieben es, Social-­Media-Trends aufzugreifen und sie mit unserem Arbeitsalltag zu verbinden“, erzählt Melissa Kropp.

25.000 Follower über Nacht

Besonders der TikTok-Kanal konnte schnell eine große Gemeinschaft hinter sich vereinen: „Eines unserer Videos landete auf der „For You Page“ und über Nacht hatten wir plötzlich 25.000 Follower“, erinnert sich Anne Rottluff. Auf der For You Page werden Nutzern mithilfe von Algorithmen empfohlene Inhalte basierend auf ihren Interessen angezeigt. Inzwischen zählen die Malermädels bereits über 44.000 Follower auf TikTok und mehr als 3.000 auf Instagram – beeindruckende Zahlen, die zeigen, welches Potenzial auch das Handwerk auf Social Media hat.

Wichtig ist es den beiden, durch ihre Präsenz im Netz mit üblichen Klischees aufzuräumen. „Viele denken beim Handwerk immer noch an den typischen Blaumann, schmutzige Hände und harte Arbeit. Dabei ist der Beruf so viel mehr“, betont Melissa Kropp. „Mit unseren Posts wollen wir zeigen, dass Handwerk kreativ, abwechslungsreich und erfüllend ist.“ Und auch die Bezahlung sei oftmals besser als gedacht. „Wer fleißig ist, kann im Handwerk richtig gut verdienen und hat einen sicheren Job“, weiß die Malermeisterin aus eigener Erfahrung. Dabei wollen sie Männer und Frauen gleichermaßen ansprechen. „Es geht uns nicht um eine geschlechtsspezifische Botschaft. Es ist uns egal, ob Mann oder Frau – Hauptsache, die Leute haben Lust aufs Handwerk“, ergänzt Anne Rottluff.

Die beiden sind überzeugt, dass die sozialen Netzwerke auch für andere Handwerker ein mächtiges Werkzeug sein können, um auf sich aufmerksam zu machen und den Nachwuchs besser zu erreichen: „Instagram ist heute fast wie die neue Website. Viele schauen zuerst dort, bevor sie auf Google gehen“, meint Melissa Kropp. Dabei gehe es nicht nur um Reichweite. Ein gut geführter Social-­Media-Kanal könne Authentizität und Nähe zu den Kunden vermitteln, ein modernes Firmenbild präsentieren und junge Leute ansprechen.

Das Handwerk in Szene setzen

Den Aufwand, Videos zu produzieren, sollte man jedoch nicht unterschätzen. „Einen Beitrag auf Instagram zu posten, dauert oft Stunden. Man muss Bilder bearbeiten, Texte schreiben, den passenden Sound suchen – das kostet Zeit. Und wir machen das alles nach Feierabend, was Motivation voraussetzt“, sagt Melissa Kropp. Die beiden betonen jedoch, dass nicht jeder, der auf Instagram oder TikTok unterwegs ist, gleich ein Influencer werden muss, um dort seine Ziele zu erreichen. „Es genügt oft schon, den Arbeitsalltag zu dokumentieren. Man braucht sich nicht einmal selbst vor die Kamera zu stellen, wenn man das nicht möchte.“

Als wesentlichen Vorteil der Kanäle betrachten die Malermädels die verschiedenen Formate, mit denen sich der Arbeitsalltag vieler Handwerksberufe sehr gut in Szene setzen lässt. Betriebe könnten ihre Arbeitsschritte und Ergebnisse einfach visualisieren, was den Beruf greifbar und interessant macht. Gerade im Malerhandwerk, wo Farbe und Gestaltung im Mittelpunkt stehen, wird das Potenzial deutlich: „Wir können zeigen, was unseren Job ausmacht, und das spricht viele an, die bislang nicht darüber nachgedacht haben, wie der Alltag eines Handwerkers wirklich aussieht“, sagt Anne Rottluff.

Zutritt zur Welt der Jugendlichen

Speziell die Zielgruppe der Azubis von morgen könnten Betriebe optimal erreichen. „Wenn Jugendliche auf Instagram oder TikTok unterwegs sind, suchen sie dort nicht nur nach Trends, sondern auch nach Inspiration für ihre eigene Zukunft“, weiß Melissa Kropp. „Wer dort präsent ist, erreicht sie direkt in ihrer Welt. Das ist eine riesige Chance für Betriebe.“

Für ihre eigenen Kanäle haben sich die Malermädels für das neue Jahr viel vorgenommen. „Wir wollen noch mehr zeigen, wie cool unser Beruf ist. Es ist einfach wichtig, dass mehr junge Leute den Weg ins Handwerk finden“, sind die beiden überzeugt.

Melissa Kropp (li.) und Anne Rottluff habe mit ihrem lockeren und unterhaltsamen Aufritt auf TikTok und Instagram einen Nerv getroffen.⇥ Fotos: Malermädels

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