PressemitteilungAusbildung: Handwerk in Schwaben trotzt Corona - Minus geringer als befürchtet
Aktionen der Handwerkskammer für Schwaben zahlen sich aus
Corona hat in den Handwerksbetrieben vieles durcheinander gebracht, doch die Ausbildung steht. Zum Start des Ausbildungsjahres sind bei der HWK Schwaben 3.118 neue Verträge registriert. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 5% Prozent. Allerdings sind aktuell erst 70% der Verträge eingegangen und der Markt wird noch länger als sonst in Bewegung sein.
„Das ist für diese Krisenzeit ein Topergebnis des schwäbischen Handwerks. Jetzt zahlt sich unsere intensive Begleitung der Betriebe bei der Nachwuchssicherung aus. Wir haben nach dem Lockdown sofort mit neuen, digitalen Formaten in zwei Richtungen gearbeitet. Einerseits Schüler, Eltern und Schulen auf die Attraktivität und Sicherheit der 130 Handwerksberufe hingewiesen, andererseits den Handwerksbetrieben Instrumente an die Hand gegeben, wie sie unter Coronabedingungen zu ihren Nachwuchskräften kommen,“ ist Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der HWK Schwaben, stolz auf dieses Ergebnis. „Wie so oft zeigt sich, dass das Handwerk in Krisenzeiten Stabilität bietet und Arbeits- und Ausbildungsplätze schafft und erhält. Das ist nach wie vor für viele ein wichtiges Argument eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen.“
Ausbildungsmarkt länger als gewohnt in Bewegung
Durch den Wegfall von Ausbildungsmessen und den flächendeckenden Ausfall von Aktionen der Handwerkskammer an den Schulen hat sich das Zusammenfinden von Jugendlichen und Ausbildungsbetrieben nach hinten verschoben. Jetzt greifen die digitalen Methoden der Nachwuchsgewinnung (Online-Sprechstunde für Jugendliche, Bewerbungsgespräche per Video), aber auch die persönlichen Kontakte laufen wieder an. Waren im Juli erst 2.351 Ausbildungsverträge abgeschlossen, hat sich dies im August um 767 auf 3.118 Verträge erhöht. Der Wert von 2019 (3.290 Verträge) ist bislang noch nicht erreicht, dennoch ist das Ergebnis unter den extremen Umständen bemerkenswert. Bis Ende des Jahres ist der Einstieg in die Ausbildung noch möglich, weil alle Partner in der dualen Ausbildung darauf vorbereitet sind, auch Späteinsteiger gut zu integrieren. Dies zeigt sich auch an der Laufzeit der jetzt gültigen Ausbildungsprämien für coronageschädigte Betriebe – ein Ausbildungsstart bis Mitte Februar 2021 ist möglich. Die Handwerkskammer ermuntert daher ihre Betriebe, weiterhin Jugendliche für das aktuelle Ausbildungsjahr zu gewinnen, um den enormen Bedarf an handwerklichen Fachkräften zu decken.
Erstausbilder nehmen trotz Corona zu
Wider Erwarten hat die Zahl der Betriebe, die das erste Mal ausbilden, deutlich zugelegt. „Dass Unternehmen in Krisenzeiten den Mut haben in die Ausbildung einzusteigen, erstaunt mich,“ sagt Anette Göllner, Leiterin der Berufsausbildung bei der HWK Schwaben, die den Markt mit ihrem Beratungsteam seit vielen Jahren genau beobachtet. Schon im Vorjahr ist eine erhebliche Anzahl an Betrieben in die Ausbildung eingestiegen (285) und trotz Corona sind zum jetzigen Zeitpunkt noch einmal 264 Betriebe hinzugekommen.
Ein Grund hierfür ist der hohe Fachkräftebedarf, der auch weiterhin besteht. Ebenso rückt ins Bewusstsein der Unternehmen, dass Mitte des nächsten Jahrzehnts die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen und ein großes Loch in die Stammbelegschaften reißen werden. Diesem Umstand begegnen die Firmen durch eine weitsichtige Personalpolitik und bereiten sich darauf durch Ausbildung vor.
HWK-Lehrstellenbörse mit flexiblen Angeboten gut gefüllt
Eine hervorragende Möglichkeit für Ausbildungsbetriebe ihre Stellen publik zu machen, ist die Lehrstellenbörse der HWK Schwaben. Unter www.lehrstellenboerse-schwaben.de können die Unternehmen ihre Angebote einstellen. Zum optimalen Azubimarketing berät die passgenaue Besetzung der HWK. Auffallend ist hier, dass die Unternehmen sich nicht auf ein bestimmtes Datum für den Start festlegen, sondern flexibel agieren und Jugendlichen viele Möglichkeiten geben. Derzeit sind dort noch rund 700 Stellen für 2020 eingestellt. Die Börse ist ein Indikator des Marktes und kann Trends aufzeigen. Wichtig ist aber zu wissen, dass diese Zahl nicht das Gesamtangebot aller Ausbildungsstellen im Handwerk abbildet. Denn Betriebe sind nicht verpflichtet, ihre offenen Ausbildungsplätze weder bei der Agentur für Arbeit noch bei den Kammern zu veröffentlichen. Die meisten tragen sich hier ein, weil junge Menschen über digitale Medien gut zu erreichen sind, denn die Lehrstellenbörse ist mit der App Lehrstellenradar gekoppelt, über die Jugendliche sogar gezielt in ihrem Umkreis suchen und Kontakt aufnehmen können.
Auf der Suche sind Betriebe der Bau- und Ausbaubranche, hier wird vor allem noch nach Maurern, Zimmerern, Anlagenmechanikern SHK, Malern und Lackierern und Elektronikern gesucht. Im Metallhandwerk sind Kraftfahrzeugmechatroniker, Metallbauer, Feinwerkmechaniker sowie Land- und Baumaschinenmechatroniker gefragt. Bedarf besteht aber auch an Fachverkäufer/innen im Lebensmittelhandwerk und Bäckern und Konditoren. Gesucht werden neben vielen anderen Berufen auch Augenoptiker. Das heißt, dass noch alle Chancen vorhanden sind, den passenden Ausbildungsberuf zu finden.
Keine regionalen Besonderheiten
Aufgrund des ausgeglichenen Branchenmixes des Handwerks in Schwaben sind aktuell keine regionalen Unterschiede festzustellen. Das hat auch damit zu tun, dass das Handwerk bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Friseure) während des Lockdowns arbeiten konnte und die Auftragslage, gerade in den Bau- und Ausbaugewerken, weiterhin stabil ist. Das bestätigt auch die jüngste Konjunkturumfrage für das II. Quartal der HWK Schwaben.
Nachvermittlung für den Herbst geplant
Gerade in der schwierigen Situation plädiert Anette Göllner, Leiterin der Berufsausbildung bei der HWK Schwaben, für ein bewährtes Instrument: „Unser oberstes Ziel muss es sein, möglichst viele Auszubildende für unsere Unternehmen zu finden, auch mit Mitteln, die seit Jahren nicht mehr erforderlich waren. Regionale Nachvermittlungsaktionen sind hier eine ausgezeichnete Möglichkeit, am besten gemeinsam mit allen einschlägigen Partnern.“
Handwerkskammer gibt Tipps und wirbt mit Kampagnen
„Wer sich überhaupt noch nicht schlüssig ist, was er machen möchte, findet unter den Berufsorientierungsseiten der Handwerkskammer www.hwk-schwaben.de/Berufsorientierung oder auf www.facebook.com/ausbildung.hwkschwaben viel Wissenswertes und gute Tipps“, ermuntert Göllner die jungen Menschen zu Aktivität. „Die Jugendlichen sind heute im Internet perfekt unterwegs. Unsere Nachwuchswerbekampagnen „Macher gesucht“ (www.lehrlinge-fuer-bayern.de) sowie die Imagekampagne (www.handwerk.de) bieten fundierte Infos zu allen Berufen. Tipps für Eltern gibt auch die Kampagne Elternstolz (www.elternstolz.de), die vom Bayerischen Wirtschaftsministerium, den IHKen und den bayerischen Handwerkskammern getragen wird.
Hilfe bei einer kurzfristigen Bewerbung geben die Experten für Ausbildungsplatzbesetzung der Handwerkskammer (HWK), Frederic Schießl und Mirjam Schmid, bei Bedarf auch digital. Diese kostenlose Leistung für Betriebe und Azubis wird gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und kofinanziert aus dem Europäischen Sozialfonds.
Die HWK-Zahlen für Schwaben im Überblick
Zeitraum 01.01.2020 – 31.08.2020
neu abgeschlossene Ausbildungsverträge: 3.118
Vergleich 2019: 3.290
Regionale Zahlen der neu abgeschlossenen Verträge sowie der freien Angebote in der HWK-Lehrstellenbörse gerne auf Anfrage.