
InformationKluft, Büchle und Spruch - nur dann gibt's Wanderunterstützung
Nach seinem Namen gefragt sagt er: Matze Fremder Zimmerer und lächelt charmant. Der 28-jährige, gelernte Zimmermann aus Hamburg ist seit 2 ½ Jahren auf Wanderschaft und hat fast ganz Europa und Nordafrika gesehen. Gekleidet in Zimmererkluft, mit dem Stenz (selbstgefertigter Wanderstab) und dem Charlottenburger (so heißt das Bündel, in dem die Wandergesellen ihre Habe verstauen) über der Schulter, besuchte er die Handwerkskammer für Schwaben.
Wenn Gesellinnen oder Gesellen auf der Walz sind, dann gehen sie auch zur örtlichen Handwerkskammer, um sich den Eintrag in ihr Wanderbuch und auch die Wanderunterstützung geben zu lassen. Zur Begrüßung wird ein Spruch aufgesagt, das Wanderbuch gesiegelt und die Wanderunterstützung ausbezahlt. Doch Geld gibt’s nur, wenn die drei Elemente Kluft, Büchle und Spruch vorhanden sind. Zum Dank erhalten die Mitarbeiter in der Finanzverwaltung der Handwerkskammer noch einen Verabschiedungsspruch. Pro Jahr kommen rund 30 Wandergesellen zur HWK Schwaben, in den letzten Jahren immer wieder auch Frauen.
Matze hat sich perfekt arrangiert mit seinem Leben auf Wanderschaft und strahlt eine große Ruhe und Zufriedenheit aus. Beruflich habe er in den unterschiedlichen Firmen bei denen er gearbeitet hat, viel gelernt und Neues erfahren. Die nächste Zeit sieht er sich in der Region nach Arbeit um, doch länger als drei Monate dürfen die Wandergesellen nicht an einem Ort bleiben. Persönlich, so erzählt er, habe er prägende und überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Drei Jahre darf der junge Handwerker seinen Heimatkreis Hamburg (die Bannmeile beträgt 50 km) nicht betreten. Seiner Familie und seinen Freunden schickt er ab und zu eine Postkarte, denn das Handy ist auf der Wanderschaft tabu.