Umfrage: Starke Krisenfolgen; späte und zu vage Härtefallhilfe
Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) zur Krisensituation bestätigen, dass die Lage im Handwerk angespannt bleibt oder sich noch verschärft hat. Angesichts dieser Situation reicht es nicht aus, wenn die Staatsregierung Mitte Dezember erst Eckpunkte für ein Hilfsprogramm vorlegt. Ungeachtet dessen gehen Ansätze des geplanten Programms inhaltlich in die richtige Richtung.
Zunehmende Liquiditätsengpässe und Probleme mit Erdöl und Holzpellets
Das sind drei wesentliche Erkenntnisse aus der Umfrage:
- Gut ein Fünftel der befragten Betriebe in Bayern heizt mit Erdöl. Holzpelltes nutzt knapp jedes zehnte Unternehmen. Die Kosten für beide Energieträger sind mit durchschnittlich 77 bzw. 147 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich stärker gestiegen als im Durchschnitt aller Energieträger mit 59 %.
- Liquiditätsengpässe sieht knapp ein Viertel der bayerischen Handwerksbetriebe. Das ist signifikant mehr als bei der letzten Krisenumfrage im September.
- Verschärfend kommt hinzu, dass Energieversorger jedem zehnten befragten Unternehmen den Vertrag gekündigt haben. Davon hat ein Viertel der Betriebe noch immer keinen neuen Vertrag abschließen können.
Die Ergebnisse zu Umsatzausfällen und deren Ursachen sowie die Möglichkeit von Betrieben, ihre Kosten weiterzugeben, entsprechen etwa jenen der September-Umfrage. Auf dem Internetauftritt des ZDH finden Sie die detaillierten Ergebnisse der Umfrage zur aktuellen Krisensituation auf Bundesebene.
Eckpunkte für Bayerische Energiehärtefallhilfe reichen nicht aus
Mitte Dezember hat die Bayerische Staatsregierung Eckpunkte für die Bayerische Energiehärtefallhilfe (EHFH) beschlossen.
Von dem Programm sollen nicht nur Betriebe profitieren, die Gas, Strom oder Fernwärme nutzen. Auch Unternehmen, die mit Erdöl, Holzpellets oder Hackschnitzel heizen, sollen auf das Programm zugreifen können. Das ist vor dem Hintergrund der Umfrageergebnisse eine richtige Entscheidung.
Die Antragsmodalitäten der EHFH sollen noch ausgearbeitet werden. Die Staatsregierung strebt an, mit dem Programm im Laufe des Januars 2023 zu starten. Angesichts der laut Umfrage angespannten Liquiditätslage in vielen Betrieben sind Eckpunkte Mitte Dezember zu wenig. Das Handwerk steuert in wenigen Wochen bereits auf die „Winterlücke“ zu, bis die Energiepreisbremsen im März 2023 greifen. Andere Bundesländer haben bereits Hilfsprogramme beschlossen. Auch die bayerischen Handwerksbetriebe brauchen schnellstens Klarheit über die zu erwartenden Hilfen.
Stand: 16.12.22